Eugenio d'Ors
GLOSAS EN OTRAS LENGUAS
DREI STILLEBEN  
(Deutsch von Siegfried Lang),
Neue Schweizer Rundschau / Nouvelle Revue Suisse, juli 1930, pp. 593-594.
 
ROSEN UND ZITRONEN .— Die Hand —nun unsichtbar und nun fern—, eh sie lautlos die Türe geschlossen —denn ein vernehmbarer Laut würde ihr Verschwinden verhindert haben —hinterließ als Vermächtnis— drei Blumen, in einer Telawara-Vase. Zu weich um Rosen, und zu duftend, um Päonien zu sein: drei voll geöffnete Blumen.
Nun aber, auf dem Tuch, das sich am Fuß des Gefäßes in Falten bauscht, liegen drei gelbe Zitronen, körperhaft, rund, bestimmt, jede mit ihrer Doppel-Zitze: gleich den kleinen, zusammengedrängten Dörfern in den Falten eines orographischen Systems.
In der Nachbarschaft dieser Zitronen verschmachten die Rosen. Wenn sie so schlaff und verfallen sind, daß sie Päonien gleichen, ist es das Werk, die Magie, jettatura der Zitronen.
Sterbend im Halse del Vase vergelten sie Böses mit Gutem —mit einem feinen Dufte mildern und bezwingen— sie die bittere Schärfe jener andern.

DIE TRUTHENNE — Nein, sie ist nicht harmlos, die schreckliche Nacktheit dieser Masse von entfiedertem Fett. Beihnah die Reinheit del Goldfarbe erreichend, tritt das Gelb in den runden Buckeln hervor. Es gibt indessen ein zweifelhaftes Rose an den Wölbungen, und in den Vertiefungen ein zweideutiges Blau.
Und dann die Haut. Eine Haut, die kalt ist und doch zu frieren scheint. Die da und dort ihr schwammiges Gewebe bis zum Platzen spannt. Die zerknittert ist, und schon schwielig wird, wo wie in vierfacher zusammengekrümmter Gliederung endet, und in den schlaffen Falten, welche die Anstrengung so vielen Eierlegens zurückließ.
Und die beiden Wunden. Entsetzlich, die inmitten der Federn, am Hals, aus der das Blut herausläuft. Und einfach lächerlich, mit den paar Borsten, die, aus der die Eingeweide sich entleeren.
Und das Auge. Halb offen, klein, rund, schwarz, mit einem feinen leuchtenden Punkt, —der fast ein Leben ist, —fast ein Vorwurf.

INNENRAUM. NEUNZEHNTES JAHRHUNDERT .— Maler-Atelier vor einem halben Jahrhundert, mit dem Geheimnis —dem schon vergessenen— der so warm aussehenden Winkel. Wie dieser, mit dem Granat seines Samts und der Bronze seiner Kandelaber, und dem Glast —er ist so stark, daß er unbeweglich scheint— eines großen Feuers im Kamin.
Zwei Akkorde: das elfenbeinerne chinesische Spielzeug und dieser kleine Haufen, bestehend aus einem Paar langer schmaler Handschuhe aus cremefarbenem Ziegenleder, die sich hier vereinigt haben, und es müde sind, von der Höhe der Ellbogen heruntergezogen zu werden… Und der bordeaurote Nelkenstrauß, zu der Geige von der Farbe geronnenen Blutes, mit der Schwärze ihrer Schall-Löcher— zwei weitere Akkorde.
Zwei böhmische Stengel-Gläser, darin noch, ungleicher Höhe, ein hellgelber Wein zurückgeblieben, scheint es, könnten wohl das galante Geheimnis verraten, das zu dieser späten Stunde das Zusammensein der Handschuhe, des Elfenbeins, der Nelken und der Geige veranlaßt hat.
Aber das Zinngeschirr, auf seinem verzierten Ebenholzgestell, sehr hoch oben, ist ganz trübe. Es widerspiegelt nur noch die Einsamkeit, in einem milchigen Schatten-Gemenge.
 
 

Diseño y mantenimiento de la página: Pía d'Ors
Última actualización: 1 de diciembre de 2006